Ein Hauch von "Singender Revolution"

Lied-Protest durch 1.200 Sänger:innen - und eine ausgestreckte Hand ...

Noch singen sie nicht ... Demo-Treffpunkt auf dem Marktplatz Mosbach. Foto: Corinna Scharrenberg

Protest kann sich auch in Liedern ausdrücken - das ist eine alte Erfahrung der Demokratiebewegungen, nicht nur in Deutschland. Zuletzt haben das die baltischen Länder vorgemacht. Die "Singende Revolution" führte in den Jahren 1987 bis 1991 erfolgreich zur Emanzipation von der sowjetischen Herrschaft.
Ein Hauch davon war am 4. März 2024 auch in Mosbach zu spüren. Ein "Bürgerdialog" der AfD in der Mosbacher Mälzerei bot Anlass, die Stimme für Demokratie, Vielfalt und Toleranz zu erheben. Motto: "HIER SINGT DAS VOLK!" Eingeladen dazu hatte das Aktionsbündnis für Demokratie und Menschenrechte Neckar-Odenwald.

1.200 sangesfreudige Menschen sammelten sich auf dem Marktplatz. Der Initiator der Demonstration, Klaus Brauch-Dylla, machte in einer Rede klar, worum es gehen sollte: "Was die AfD versucht, nämlich Begriffe wie Volk oder Heimat zu rauben und selbst zu definieren, wer dazu gehört und wer ausgeschieden werden soll, wem unser Land Heimat werden darf und wer vertrieben werden soll - das lassen wir nicht länger zu."
Dann bewegte sich der lange Protestzug auf das Parkdeck bei der Villa Hübner. Unter Anleitung zweier Chorprofis erklangen alte deutsche Volkslieder, Hymnen,  Lieder der Demokratie- und Bürgerbewegungen aus verschiedenen Ländern, Kanons und vieles mehr.

In ihrer Abschlussrede streckte Diakonin Luise Reiland eine Hand zu den in der Mälzerei Versammelten aus: "Liebe Menschen, da drinnen in der Alten Mälzerei, wenn ihr ein ungutes Gefühl habt bei dem, was euch als einfache Lösung der Probleme verkauft wird, wenn die Ausgrenzung und Verachtung gegenüber anderen, die Menschenfeindlichkeit in den Parolen eigentlich doch nicht zu eurem Menschenbild und zu euren Werten passen, dann wechselt die Seite. In unserem Chor ist Platz für alle, die Mehrstimmigkeit und Vielfalt schätzen, die aufeinander hören und miteinander was Aufbauendes schaffen wollen!"